Atmung 101 - Ich spreche, also atme ich (Teil 3/3)

Die richtige Sprechatmung kann Tragfähigkeit und Wohlklang der Stimme enorm verbessern!

Sprechatmung - mach ich da was falsch?!

Was ist das bloß: Da können wir eigentlich doch ganz von selbst atmen, und trotzdem haben so viele Menschen „ein Problem mit der Atmung“ - und da rede ich jetzt nicht von Asthma oder Raucherhusten.

Ihr kennt das vielleicht: Ihr hört jemandem zu, vielleicht auf einem Vortrag, vielleicht auch im Gespräch, und der andere wird kurzatmig, atmet geräuschvoll und keuchend, schnappt in den kurzen Pausen seines Redeschwalls nach Luft...

Das sollte nicht so sein! Eine gesunde, ökonomische Sprechatmung ist lautlos, schnell und passiert von selbst (als Reflex) und ohne Mühe nach Beenden des Satzes. Die Atmung geht tief Richtung Bauchraum, nicht etwa unter die Schlüsselbeine.

Hierbei dauert die Ausatmung (also die Sprechphase) deutlich länger als die Einatmung – probiert es mal aus!

Sprechatmung durch die Nase oder den Mund?

Wenn wir in Ruhe atmen, also ohne zu sprechen, sollten wir meist durch die Nase atmen – die Luft wird dann gereinigt, befeuchtet und erwärmt, bevor sie unseren Kehlkopf und die Lunge passiert. Das beugt Infektionen und Schleimhautreizungen vor.

Die Sprechatmung erfolgt jedoch in der Regel durch den Mund. Vor allem wenn wir Sprechpausen einlegen (was wir alle 3-8 Sekunden tun sollten – nächste Woche dazu mehr), danach aber weitersprechen möchten, bleibt der Mund oft kurz offen stehen, um Atem hinein zu lassen. Es würde sich sehr unnatürlich anfühlen, den Mund nach jedem Satz zu schließen und durch die Nase zu atmen.

Okay, kapiert! Wie kann ich denn rausfinden, ob ich was falsch mache?!

Natürlich: Forschen! Beobachte Dich selbst, frage andere, ob ihnen was auffällt. Es ist eine schwierige Forschungsaufgabe, da die Aufmerksamkeit oft schon das Ergebnis verfälscht. ;-) Deswegen ist wichtig: Übe das Beobachten. Oft mal zwischendurch drauf achten und dann direkt wieder „wegsehen“. Ein ausgiebiges Beäugen der eigenen Atmung endet meist in vekrampftem Beeinflussen in die vermeintlich richtige Richtung. Sei ehrlich, werte nicht – noch nicht.

Wenn Du schlechte Gewohnheiten entdeckst: Nimm sie Dir eine nach der anderen vor, schaue ganz neutral, was Du ändern solltest und dann tue es!

Zum Beispiel:
Deine Freundin sagt Dir auf Deine Nachfrage: „Ja stimmt, Du schnappst immer so laut nach Luft wenn Du lange redest.“
Du beobachtest selbst und merkst, dass sie recht hat.
Daraufhin kannst Du bewusst in den entsprechenden Situationen darauf achten, lautlos einzuatmen. 

Neue Gewohnheiten brauchen Zeit

Mindestens 30 Tage braucht das Etablieren einer neuen Gewohnheit – gib Dir diese Zeit auch! Und wenn Du bedenkst, wie lange Deine alte Atemgewohnheit schon etabliert ist - vielleicht auch deutlich länger.

„Fehler“ in der Atem„technik“ resultieren fast immer aus Anspannung und Stress. Bitte stresse Dich nicht noch zusätzlich mit Erfolgsquoten oder Zeitdruck beim Üben! 
Sei geduldig und unaufgeregt, wenn es wieder mal nicht klappt - und versuch es einfach wieder, kehre wieder dahin zurück, wo es “richtig” war.

Und natürlich: Wenn Du dauerhaft in bestimmten Situationen Probleme hast und Du alleine nicht weiterkommst, dann wende Dich doch an eine/n StimmtrainerIn, Atem-Sprech- und StimmtherapeutInnen oder Logopäden Deines Vertrauens! Oft kann eine einzige Stunde schon den Aha-Effekt bringen und Dich wieder auf den richtigen Weg lenken.

Und jetzt Ihr: Welche schlechten Atemticks habt Ihr Euch angewöhnt? Kommentare herzlich willkommen! 

Hier findet Ihr übrigens Teil 1 und Teil 2 dieser Reihe!

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Atmung 101 - 7 Übungen zur Befreiung und Aktivierung Deiner Atmung