Ein offenes Buch: Wie verräterisch ist Deine Stimme?

Für einen guten Zuhörer (oder gut trainierte künstliche Intelligenz) ist Deine Stimme ein Tor zu Deiner Seele.

Das klingt schon ein bisschen unheimlich: Jemand hört am Telefon Deine Stimme und kann Dir danach sagen, ob Du womöglich zu gestresst bist oder Ärger mit Deinem Chef hast?!

Jap, das ist tatsächlich so. Eine private Krankenkasse bietet seit einiger Zeit einen solchen anonymen „Stresstest“ an, um Burn-Out-Kandidaten und Stresskranke frühzeitig zu erkennen und ihnen Vorsorgeangebote und Beratungsgespräche zu empfehlen. Viermal im Jahr können sich die Versicherten acht Minuten lang von einem Computer interviewen lassen, der aufgrund von Tonfall, Sprechtempo, Stimmklang und selbst der Wortwahl das Stresslevel des Sprechenden bestimmt. Testpersonen berichten von erstaunlich akkurater Persönlichkeitsanalyse – aber was kann man wirklich an der Stimme ablesen?

1. Müdigkeit

Forscher haben belegt, dass Müdigkeit und Übernächtigung die Stimme maßgeblich beeinträchtigen: Nach 22 Stunden Wachphase wurde die Sprechgeschwindigkeit deutlich langsamer und die Tonhöhe instabil. Die tieferen Frequenzen verringerten sich zusehends. Durch die Übermüdung des Körpers lässt die motorische Koordination des Sprechapparats und die Spannung der Stimmbänder nach – belastet man seine Stimme in einem solchen Zustand weiter, wird man fast unweigerlich heiser.

2. Alter

Auch das Alter eines Menschen lässt sich an der Stimme erkennen: Wie im übrigen Körper bildet sich die Muskulatur an den Stimmlippen und im Kehlkopf zurück. Durch den unzureichenden Stimmbandschluss und die fehlende Spannkraft der Muskeln entsteht ein krächzender, behauchter Stimmklang mit weniger Modulationsfähigkeit: Die Stimme klingt „alt“. Durch das Training der Stimme durch beispielsweise Singen kann dieser Effekt vermindert werden: Regelmäßiges Training der Muskulatur - besonders in Tonlagen, die man mit dem Sprechen nicht einfach so erreicht – hält die Muskulatur geschmeidig und den verbessert den Stimmbandschluss. Das Erschließen von zusätzlichen Resonanzen durch Stimmübungen macht den Stimmklang facettenreicher und weicher. Vor allem Frauen profitieren von diesen Langzeiteffekten. Der Trend zum „Anti-Aging für die Stimme“ geht soweit, dass sich in den USA zunehmend Menschen die Stimmbänder liften lassen: Die Stimmbänder werden operativ verkürzt und sorgen dann durch neue Spannkraft hoffentlich für einen „jüngeren“ Stimmklang. Wie ihr euch denken könnt, empfehlen wir eher die erste Methode, zumal diese Operationen natürlich mit mehr Risiken verbunden sind als einmal die Woche Chorprobe...

3. Seelenzustände und Krankheiten

Natürlich hört man, ob jemand fröhlich oder traurig ist, wenn man ihm zuhört. Forscher an der amerikanischen Duke University fanden heraus, dass die Stimme je nach Gefühlslage Klänge produziert, die den musikalischen Moll- und Dur-Klängen sehr ähnlich sind – wobei diese „Musikalität“ sogar von Probanden aus grundlegend anderen musikalischen Kulturen erkannt wurden. Aber sogar tiefer liegende gesundheitliche Probleme können durch Stimmtests diagnostiziert werden. Mittlerweile gibt es einen Sprechtest zur Früherkennung von Parkinson, potentielle Selbstmörder erkennt man an ihrer hohlen „Grabesstimme“ - das alles geht mittlerweile per computergestützter Analyse.

Jetzt seid Ihr dran! Schreibt uns in die Kommentare: Würdet Ihr eine solche Analyse durchführen wollen? Wollt Ihr wissen, ob Ihr sympathisch oder langweilig, übermüdet oder jung und frisch klingt? Und wenn Ihr mit dem Ergebnis nicht zufrieden wärt: Was würdet Ihr tun wollen, um es zu verbessern? Eure Antworten interessieren uns brennend!

“Die Stimme eines Menschen ist sein zweites Gesicht.” Gérard Bauer

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Warum hört mir keiner zu?!