Oh nein! Erkältungszeit!

Husten, Schnupfen, Heiserkeit - kaum eine*r kommt um eine Erkältung herum. Aber die kann im Alltag unsere Stimme ganz schön belasten!

Es ist Erkältungssaison - Eine Herausforderung für alle Sprechberufe!

Kennst Du das? Der Wind pfeift, es nieselt schon wieder, und Du hast Deinen Schal irgendwo liegen gelassen. Deine Schultern ziehen sich hoch, und Du bist froh, wenn Du in der warmen U-Bahn ankommst. Doch da bietet sich Dir ein Bild des Elends: Überall schniefende, hustende Mitmenschen. DIE Erkältung ist Dir sicher, denkst Du - trotz Maske! - und verdrehst innerlich die Augen.
Denn das bedeutet: Ein paar Tage krank zuhause, keine Kundentelefonate, weil man Dir kaum zuhören kann zwischen den Hustenanfällen.
Den Vortrag am Montag musst Du dann wohl absagen, denn Deine Stimme wird komplett weg sein.
Und die Chorprobe, auf die Du Dich so gefreut hast? Geht nicht. Mist.

Ich fühle mit Dir. Denn als Menschen, die ihre Stimme im Beruf viel einsetzen müssen, ob als Sängerin oder Anwältin, Sprecher oder Dozent an der Uni, Coach oder Telefonistin in der Kundenhotline: „Nur“ eine Erkältung bedeutet für uns viel mehr Einschränkungen im Arbeitsalltag als für die Kollegen in der Verrechnungsstelle oder den Schriftsteller, der gerade an seinem Roman arbeitet…

Und weil das für uns beide so wichtig ist, habe ich einmal alle Tipps und Tricks rund um Vorbeugen und schnell wieder loswerden von Erkältungen aus der Kiste geholt und abgestaubt. Damit wenigstens wir beide die Erkältungszeit möglichst unbeschadet überstehen! ;-)

(Naja, wenn Du nett bist, kannst Du den Artikel ja mit Kollegen und Freunden teilen… :-))

 

Vorbeugen ist besser als krank werden

Frische Luft, bitte!

Geh regelmäßig raus. Auch bei schlechtem Wetter. Dann eben gut eingemummelt, in straffem Tempo und hinterher schön aufwärmen und abtrocknen. Bewegung an der frischen Luft unterstützt das Immunsystem und kräftigt Deinen kompletten Atemapparat!

Drinnen: Bitte regelmäßig lüften (duh!). Das verhindert Schimmelbildung in feuchtwarmen Räumen und spart außerdem Energie: Die trockenere Luft heizt sich schneller auf als abgestandene, ausgeatmete Luft. Besser konzentrieren kannst Du Dich dann außerdem. Dein Raum ist zu trocken und dein Hals fühlt sich schon an wie Schmirgelpapier? Dann leg ein feuchtes Handtuch über die Heizung oder investiere in einen Luftbefeuchter - wenn Du mit vielen Menschen z.B. in einem Großraumbüro arbeitest, habt ihr vielleicht auch einen Luftreiniger, der Krankheitserreger aus der Luft filtert. Wenn nicht - auch das Lüften reduziert die Keimbelastung in der Luft!

Flüssigkeit, bitte!

Gleichmäßig befeuchtete Schleimhäute können sowohl mit Bakterien und Viren als auch mit Beanspruchung besser umgehen.  Am besten Wasser oder Ingwertee. Ein paar Stücke Ingwer mit heißem Wasser übergossen (6 min. ziehen lassen) wirken stark antibakteriell. Auch den Halswärmertee von Yogitee kann ich sehr empfehlen, vor allem wenn es schon kratzt in der Kehle. Bestimmte Teesorten, z.B. Pfefferminz- und Kamillentee wirken eher austrocknend auf die Schleimhäute, genau wie Kaffee und Alkohol.

Gurgeln mit warmem Salzwasser oder Thymian-/Salbeitee beugt trockenen Hälsen vor, und eine Nasendusche mit z.B. Emser Salz pflegt die Nasenschleimhaut als wichtige Immunbarriere und desinfiziert leicht. Super nach der U-Bahn-Fahrt…

Deine Stimme findet es übrigens netter, wenn Du sie nicht mit sehr heißen oder sehr kalten Getränken ärgerst…
Wichtig: Die Flüssigkeit, die Du trinkst, kommt erst ca. vier Stunden später in der Schleimhaut an - also fang direkt nach dem Aufstehen mit einem großen Glas Wasser an und trinke gleichmäßig über den Tag verteilt. Die optimale Flüssigkeitszufuhr liegt übrigens bei ca. 40 ml Flüssigkeit pro Kilogramm Körpergewicht - das beinhaltet aber auch durch Nahrung aufgenommene Flüssigkeit.

Schlaf, bitte!

Ohne ausreichend erholsamen Schlaf sinken unsere Abwehrkräfte rapide. Sorge dafür, dass Du immer Deine sieben bis acht Stunden Schlaf bekommst. Wenn Du merkst, dass ein Infekt heranrollt: Geh mal früh ins Bett und lass Deinen Körper in Ruhe dagegen kämpfen. Du kannst ihn unterstützen, wenn Du ein bisschen Zink und Vitamin C einnimmst bevor du schlafen gehst. Oder eben ein großes Glas Ingwerwasser. Oder beides.

Richtige Kleidung, bitte!

Zieh Dich warm genug an. Die Erkältung heißt nicht umsonst wie sie heißt. Von einer Verkühlung bekommen wir zwar keinen Infekt, aber: Wenn wir verkühlt sind, hat der Körper zuviel damit zu tun, die Körpertemperatur zu erhöhen, Zeit für Abwehrkräfte bleibt dann nicht. Und zack! schlagen die fiesen Bazillen wieder zu!

Gesundes Essen, bitte!

Ausreichend Vitamine und Mineralstoffe statt leerer Kalorien helfen dem Körper, die nötigen Immunstoffe für die Abwehr von Keimen bereitzustellen. Auch wenn uns bei dem Wetter oft nach energiereichem „Comfort Food“ zumute ist: Vergiss nicht, auch frisches Gemüse und Obst und nicht zu viel Zucker zu Dir zu nehmen.
Wärmende Speisen aus Hülsenfrüchten, Kartoffeln und warme (Gemüse-)Suppen sind perfekt, um Dich schön von innen zu wärmen.
Scharfe Speisen gehen zum Wärmen auch, aber können die Stimmbänder reizen (Probier’s aus - nicht jede*r ist da sehr empfindlich).
Hühnersuppe dagegen besitzt Enzyme, die tatsächlich gegen Erkältungsbeschwerden helfen! Sogar Instantbrühe tut´s…


Es ist schon zu spät…?

Es hat alles nichts genützt und Du bist doch krank geworden? Erstmal: Gute Besserung!

Hör auf Deinen Körper und gönne ihm die Ruhe, die er fordert. Verschleppen hilft nichts.

Ab ins Bett oder aufs Sofa, Tee trinken, Hühnersuppe essen und schlafen.

Wenn das Schlimmste vorbei ist, hilf Deiner Stimme, sich zu regenerieren:

Leise, bitte!

Auch wenn Du körperlich schon wieder einigermaßen auf dem Damm bist, Deine Stimmbänder kämpfen noch und brauchen Ruhe, um wieder zu ihrer normalen Größe abzuschwellen und den Schleim abzutransportieren. Versuche, nicht zu häufig zu husten oder Dich zu räuspern. Lutsch Bonbons, inhaliere mit Wasser (nicht mit stark mentholhaltigen Inhalationen, das trocknet wieder aus. besser ist Thymian, um Schleim zu lösen, oder Meersalz.).

Es hilft, sehr fest zu schlucken, um Schleim wegzudrücken. Schleimlösende Medikamente oder Thymiantee lösen den festen Schleim und machen es leichter, ihn abzuhusten. Wärme ist hier übrigens auch wieder förderlich - die gute alte Rotlichtlampe wirkt oft Wunder bei festsitzendem Schleim - ob in Bronchien, Nasenneben- oder Stirnhöhlen.

Wenn Du sprechen musst: Sprich leise, artikuliere dafür umso deutlicher. Bitte nicht flüstern, das ist sehr anstrengend für die Stimme! Am besten wäre: Einfach Klappe halten…

Reha, bitte!

Wenn Du merkst, dass die Heiserkeit langsam nachläßt, kannst Du die Regeneration mit ein paar leichten Stimmübungen unterstützen:

Kausummen

Summe so leise wie Du kannst, um Deine Sprechstimmlage herum. Versuche, möglichst nur Ton und keine „wilde Luft“ durch die Stimmbänder zu lassen. „Stretch“ Deine Stimme wenn sie nicht protestiert, ein bis zwei Halbtöne nach oben oder unten, um die Stimmlippen wieder geschmeidig zu machen. "Kaue" auf dem Summton herum und erweitere so Deine Resonanzräume (das ist dieses Gefühl, eine zu heiße Kartoffel im Mund zu haben). So lockerst Du auch den Kiefer und aktivierst die Gesichtsmuskulatur. Ein bis zwei Minuten, am schönsten beim Inhalieren oder unter der Dusche.

Die Vibrationen können Deine Nasenschleimhäute anschwellen lassen. Dann einfach wieder aufhören.

LaxVox & Kopfstimme tönen

Mein Mittel der Wahl. Mit ganz geringer Eintauchtiefe (0,5 bis 1 cm) in Sprechstimmlage blubbern. Immer mal wieder für eine Minute oder so - keine Marathons! Achte auf gute Haltung und ruhige Atmung.

“Singtherapie” gaht auch, wenn Du ein gutes Gefühl für Deine Stimmfunktion hast: Ganz leise Gleittöne in der Randstimmunktion (Kopfstimme) mit Fokus auf einen guten Stimmbandschluss können die Schleimhaut sehr schön wieder schwingungsfähig machen - aber achte darauf, dass Du ohne Druck und sehr achtsam übst!

Sei nett, bitte!

Erwarte nicht zu viel von deinem noch angeschlagenen Körper (zu dem die Stimme auch gehört)!

Gönne Dir immer noch mehr Ruhe und Schlaf als sonst. Bitte forciere Deine Stimme nicht, um lauter zu klingen, obwohl sie noch nicht will! Lockere Deinen Körper, dehne Nacken und Schultern ab und zu und achte weiterhin auf warme Kleidung und einen warmen Hals. So verhinderst Du auch Verspannungen durch hochgezogene Schultern oder Zug im Nacken.

Trinke weiterhin viel Wasser! Das unterstützt die Schleimhäute (also auch Deine Stimmlippen) beim Abtransport des infektiösen Schleims und Deinen Körper beim Gesundwerden.

Was nicht hilft: Rauchen, anstrengenden Sport machen, Temperaturschocks, Alkoholexzesse. Also alles was den Körper belastet: Einfach mal ne Woche sein lassen. Sei gut zu Dir!


In diesem Sinne: Eine möglichst gesunde, fitte, muntere Winterzeit wünsche ich Dir!

PS: Wenn Du weitere Tipps auf Lager hast, poste sie doch einfach in den Kommentaren!

“Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern.“ Sebastian Kneipp

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